Die Geschichte

Den Grundstein der Dialektologie an der Universität Poznań legte Adam Tomaszewski (1895-1945). Er führte Feldforschungen durch und plante die Herausgabe eines Wörterbuchs der Großpolnischen Regionalsprache; es gelang ihm, Material aus etwa 500 Ortschaften zu sammeln; das geplante Werk ist jedoch wegen des Krieges nicht entstanden; auch ein bedeutender Teil des gesammelten Materials ging infolge der Kampfhandlungen verloren. Adam Tomaszewski verstarb auf dem Heimweg aus einem deutschen Konzentrationslager am 30. April 1945. Der erhalten gebliebene Rest der Aufzeichnungen Tomaszewskis wird in Gestalt einer Karteikartensammlung in der AD aufbewahrt.


Als sich nach Kriegsende die Strukturen der Posener Univrsität wieder herausbildeten, ergriff Ludwik Zabrocki die Initiative, auch Tonaufnahmen der verschiedenen Regiolekte anzufertigen. Schon 1946 begann er mit der Sammlung von Material für das Phonographische Archiv. Die Aufgabe dieses Archivs bestand nicht nur darin, im engeren Sinn Dialektformen zu archivieren, sondern auch darin, neues Material zu erschließen und so die diachronische Erforschung der Volkssprache und ihrer Veränderungen einzuleiten; Ludwik Zabrocki strebte an, solche Forschungen alle 25 Jahre vorzunehmen. Aus diesem Grund legte Zabrocki auch großen Wert auf Feldforschungen. Die ersten Exkursionen in diesem Kontext gingen in die westliche Krajna, ins Oppelner Schlesien, ins Ermland, nach Masuren, die Kaschubei und deren Nachbargebiete. Das Archiv dehnte seine Tätigkeit immer weiter aus und wurde 1951 zu einer eigenständigen Universitätsdienststelle aufgewertet: dem Phonographischen Institut der Universität Poznań unter der Leitung von Dr. Leon Kaczmarek.


Nach knapp anderthalb Jahren wurde das Institut im Mai 1952 in die Arbeitsstelle für Phonographie am Fachbereich für Polnische Sprachwissenschaft der Universität Poznań umgewandelt und bildete innerhalb dessen die Abteilung Dialektarchiv. Aus diesem wurde wiederum 1960 die Arbeitsstelle Dialektarchivierung am Fachbereich für Allgemeine Sprachwissenschaft der Adam-Mickiewicz-Universität gebildet. Die Abteilung bestand unter der Leitung von Zenon Sobierajski bis 1969. 1974 gelang es Prof. Z. Sobierajski, den Lehrstuhl für Polnische Dialektologie zu schaffen, das zum 1. April 2009 zur Arbeitsstelle Dialektologie umfirmierte. Leiter der Arbeitsstelle waren: Zenon Sobierajski (bis zur Emeritierung am 31.8.1987), Henryk Nowak (bis zur Emeritierung am 31.8.2002), Jerzy Sierociuk (bis zur Emeritierung am 31. Dezember 2020) und seit 1. Januar 2021 Błażej Osowski.